EVANGELISCHE ZEITUNG
   



| kosovo |    Mittwochs erscheint in Prizren die Zeitung „MAZ & More“

Von Soldaten für Soldaten

prizren – In dieser Zeitung wird immer zuerst die Seite 12 gelesen. Auf ihr ste- hen „Millionen Küsse“ von Tatzi für Michi, Carolins Gedicht für Oberfeldwebel Jens zum ersten Hochzeitstag und wenigstens zehnmal der Satz „Ich liebe Dich!“. Ein Exemplar zu bekommen, ist für den Normalbürger allerdings nicht ganz ein- fach, denn die Wochenzeitung „MAZ & More“ wird von Soldaten für Soldaten im Bundeswehr-Feldlager Prizren gemacht.
     Die sechsköpfige Redaktion leitet Leutnant der Reserve Eberhard Wenzel, der auch im zivilen Leben als Journalist für Zeitungen und Zeitschriften arbeitet. Im vergangenen Jahr hörte der 53-Jährige, dass die Bundeswehr Fachleute unter anderem aus dem Medienbereich für den Auslandseinsatz sucht. Auf seine Anfrage, „ob es auch für einen Senior wie mich eine Verwendung geben könnte“, bekam er postwendend Antwort. Seit Mai ist der Rheinländer für ein halbes Jahr mit dem Kontigent der Bundeswehr im Kosovo.

Sven Berndt (19) in der Redaktion der Zeitung „MAZ & More“, die wöchentlich mit zwölf Seiten in einer Auflage von 5000 Stück in Prizren erscheint.              FOTO: AHLSCHWEDE

     „Eine bunte Mischung“ aus Reportagen, Nachrichten und Service möchte MAZ & More bieten. Dazu gehören Meldungen über Ereignisse in Deutschland ebenso wie ausführliche Berichte rund um den Dienst der deutschen Soldatinnen und Soldaten vor Ort. Neben militärischen Aktionen wie Fahrzeugkontrollen, Patrouillen oder der Räumung von Minen und Blindgängern sind regelmäßig die Menschen selbst das Thema, die für drei bis sechs Monate in den Feldlagern leben und arbeiten. Hinzu kommen Mitteilungen aus dem Hauptquartier, denn MAZ & More ist nicht zuletzt ein „militärisches Führungsinstrument“.
     Mindestens ebensoviel Beachtung findet der „Schwejk“, eine Glosse „mit manchmal durchaus ernsthaften Hintergrund, in der man auch zwischen den Zeilen lesen sollte“, erklärt Wenzel. Auf Seite 9 haben im Wechsel die evangelischen und katholischen Militär- seelsorger das Wort. Gleich daneben stehen die Zeiten der Gottesdienste und Andachten, eine Seite weiter gefolgt von Terminen der „Betreuungsangebote“ für die Truppe. Beinahe täglich finden in den Lagern in und um Prizren Konzerte, Lesungen oder Quizabende statt.
     Ungeschlagene Favoritin der Leserschaft im Tarnanzug aber ist und bleibt die Seite 12 mit den Grüßen aus der Heimat. Dass die Woche für Woche sehr ähnlich klingen, mache gar nichts, versichert Chefredakteur Wenzel: „Entscheidend ist der Überraschungseffekt!“

von Kare Ahlschwede

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